Each month the high school KZO publishes an official letter. In November 2018, I was given the opportunity to write about my first impressions of Cambridge. The text is available in German only.
Noch ehe sich die Sonne zur Ruhe gesetzt hat, hat sich der Juli-Mond bereits ans Firmament geschlichten. Noch ist er zurückhaltend und lässt die Königin mit der üppigen Blumenpracht im Collegegarten spielen. Bienen und Hummeln tanzen vor schweren Blütenkelchen zur Musik des güldnen Abendlichts, dann und wann ein silbern zitterndes Glockenspiel im Geäst der gewaltigen Eichen und Buchen.
Dort drüben, wo drei steinerne Treppenstufen unter einem von Rosen überwachsenen Bogen in die Lauben führen kündigt ein Herold mit Trompete das Stück an. Ein Mittsommernachtstraum. Auf Picknickdecken sitzen wir auf dem Rasen um den Herold herum, einige weisse Gartenstühle in den hinteren Reihen. Es wird ruhig, noch ein letztes Weinglas wird gefüllt, ein Rascheln im Laub über uns und dann gehört der Garten bald ganz den Elfen und Feen, die mit ihrem liebenswert chaotischen Zauber und Schabernack in diesem Garten nicht natürlicher wirken könnten.
Als der Herold wieder seine Trompete bläst entschwindet gerade das letzte Tageslicht von dem Baumwipfeln. Auf dem Weg durch den alten Palasthof, vorbei an der imposanten Kapelle des Königs, halte ich nochmals kurz inne. In der Stadt, vor den Toten des Colleges spielt ein Strassenmusiker nun Saxophon, dessen Klang an den Häusern und alten Mauern widerhallt und sich dann in den über uns funkelnden Sternen verliert. In der Mitte des Hofs plätschert leise ein Brunnen.
Doch das ist alles lange her. Inzwischen sind die Tage wieder kürzer geworden und in Cambridge sind die Äpfel von den Bäumen gefallen, wie sie das schon seit Jahrhunderten tun. Mit dem Herbst sind aber auch die Studenten zurückgekehrt und zeigen erst, was diesen Ort so besonders macht. Es sind nicht diese alten Mauern, die den Saxophonklang in den Himmel tragen, sondern die Fähigkeit, diese Mauern mit neuem Leben zu füllen, lange Traditionen in die Zukunft zu tragen, und mit Eifer die Boote und Ruderer für das kommende Frühjahr vorzubereiten, wenn es darum gehen wird, mit viel Einsatz, Stolz und Spass errungende Trophäen zu verteidigen.